Als die Chemnitzer Tafel die Kündigung für ihre Räumlichkeiten auf der Tschaikowksistraße zum Ende Oktober 2007 erhielt, begann für die Vereinsvorsitzende Christiane Fiedler die lange Suche nach einem neuen Domizil. Über 40 Räumlichkeiten schaute sie sich an, keine war jedoch für die speziellen Anforderungen der Tafel geeignet: Zum einen kann der gemeinnützige Verein, der sozial bedürftige Menschen mit Lebensmitteln und vielen anderen lebensnotwendigen Dingen versorgt und auf Spenden angewiesen ist, nicht die ortsüblichen Gewerbemieten zahlen, zum anderen waren viele Objekte für die Arbeit des Vereins nicht geeignet, da beispielsweise Kühlmöglichkeiten nicht gegeben waren.
Anfang Oktober 2007 erfuhr der Volkssolidarität Stadtverband Chemnitz e.V. über die Liga der Freien Wohlfahrtspflege von den Schwierigkeiten der Chemnitzer Tafel, geeignete Räume zu finden, und bot ihr den Einzug in das Gebäude Zwickauer Straße 247 an. Aufgrund der Insolvenz des damaligen Vermieters ersteigerte die Volkssolidarität das Haus wenige Monate zuvor, um ihre im Erdgeschoss untergebrachte Großküche erhalten zu können. Aufgrund der Kürze der Zeit konnte für die Chemnitzer Tafel zunächst nur ein Provisorium eingerichtet werden. Am 6. November 2007 konnten in der Zwickauer Straße die ersten Lebensmittel an die bedürftigen Menschen ausgegeben werden.
Damit das Provisorium in der ersten Etage nicht lange währt, begannen beide Vereine zusammen mit der Planung des Ausbaus von neuen Räumen im Erdgeschoss des Gebäudes. Das war nicht ganz einfach, denn die neuen Räume sollten barrierefrei sein, damit auch gehbehinderte Menschen und Rollstuhlfahrer die Leistungen der Chemnitzer Tafel in Anspruch nehmen können. Im April 2008 erfolgte die endgültige Entscheidung zu Art und Umfang der geplanten Renovierungsmaßnahmen. In enger Zusammenarbeit wurde eine Grundrisslösung erarbeitet, um den Ansprüchen an einer Einrichtung wie der Tafel gerecht zu werden.
Mit der Projektleitung der im Rahmen von Einzelvergaben durch die Volkssolidarität Chemnitz in Eigenregie durchgeführten Arbeiten wurde die PRODIN Ingenieurgesellschaft mbH aus Chemnitz, vertreten durch deren Geschäftsführer Torsten Riemschneider, beauftragt. Der Umfang der Baumaßnahmen beläuft sich auf ca. 300.000 €.
Mit den Bauarbeiten wurde am 13. Mai 2008 begonnen. Seitdem arbeiteten 20 Firmen, welche zu 95% aus Chemnitz und dem näheren Umland stammen, an der Realisierung des Projektes.
Alle vorhandenen nicht tragenden Einbauten sowie die gesamten Bodenbeläge wurden aus dem Geschoss entfernt. Die Umfassungswände und Stützen wurden sandgestrahlt und komplett gespachtelt. In allen Räumen wurde ein Zementestrich eingebaut, welcher insbesondere in den Lagerflächen oberflächenvergütet ausgeführt wurde, um die Anforderungen an die Beanspruchung beispielsweise durch Hubwagen zu erfüllen. Die neuen Wände wurden ausnahmslos in Trockenbauweise errichtet.
Neben ca. 500m² Nutzflächen für Kleiderkammer, Kühlung, Lebensmittelwäsche und -sortierung, Ausgabe- und Wartebereich, Büros sowie WC und Waschräume wurden ca. 450m² Lagerfläche geschaffen, um Kleider, Lebensmittel sowie Waren des täglichen Bedarfs fachgerecht zu lagern. Die gesamte Elektro- , Heizungs- und Wasserinstallation wurde erneuert. Die Bereiche, in denen Lebensmittel verarbeitet werden, wurden mit rutschhemmenden Fliesenbelägen sowie waschfesten Wandanstrichen versehen. Neben den Wasch- und WC-Einrichtungen für die Mitarbeiter der Tafel wurde ein behindertengerechtes WC für die Nutzer der Tafel eingebaut. Der Zugang zur Tafel wurde ebenfalls erneuert und ist nun auch für Rollstuhlfahrer nutzbar.
Am 29. August wurden die Arbeiten pünktlich fertiggestellt. Die symbolische Schlüsselübergabe an die Chemnitzer Tafel erfolgt am 10. September.
Vorstand und Mitarbeiter der Chemnitzer Tafel freuen sich, nun mit diesen neuen Räumlichkeiten den vielen Chemnitzer Bürgern eine Anlaufstelle geben zu können – Bürgern, denen es finanziell nicht so gut geht. Unter ihnen sind zahlreiche Menschen, die unverschuldet in diese Situation geraten sind. Ein Großteil sind Alleinerziehende mit Kindern und Menschen, die ihre Arbeit ohne Eigenverschulden verloren haben oder aus gesundheitlichen Gründen keine Arbeit aufnehmen können. Von den 5000 Bürgern, die wöchentlich von der Chemnitzer Tafel versorgt werden, sind ein Drittel Kinder.
Am 15. September werden sich erstmals für sie die „neuen“ Türen öffnen.
Diese umfangreichen Baumaßnahmen des Volkssolidarität Stadtverbandes Chemnitz e.V. sowie der aufwendige Umzug innerhalb des Hauses für die Chemnitzer Tafel wären ohne die Unterstützung der Bevölkerung und einiger Firmen nicht möglich gewesen.
Da der Betrag für die Baumaßnahmen für die Volkssolidarität Chemnitz als gemeinnütziger Verein sehr hoch ist, beschlossen die Verantwortlichen und Delegierten der Wohngruppen, in denen die etwa 7000 Mitglieder der Chemnitzer Volkssolidarität organisiert sind, die jährliche Listensammlung dieses Jahr dem Ausbau der Räumlichkeiten der Chemnitzer Tafel zugutekommen zu lassen. Durch die Spendensammlung, die im September 2008 stattfindet, kann beispielsweise eben dieser dringend benötigte barrierefreie Zugang refinanziert werden. Bürger, Institutionen und Betriebe der Stadt Chemnitz, welche durch Spenden einen kleinen Beitrag zur Refinanzierung des Ausbaus dieser Räumlichkeiten unterstützen möchten, können auf folgendes Konto einzahlen: Bank für Sozialwirtschaft, Konto.-Nr. 354340 0, BLZ: 850 205 00. Eine Spendenquittung kann bei Bedarf ausgestellt werden. (Informationen dazu gibt es unter 0371 5385-116)
Zudem freute sich die Volkssolidarität über eine Spende der Firmen CIV Innenausstattung und GJL über einen Betrag von insgesamt 6000 EURO für den Ausbau.
Weitere Sponsoren ermöglichten für die Chemnitzer Tafel die Finanzierung der Ausstattung der neuen Räume. Hr. Hößelbarth vom Hotel ParkInn in Hartmannsdorf und Fr. Förster von der KomSa Kommunikation Sachsen AG aus Hartmannsdorf, die aus Anlass einer gemeinsamen Charityaktion Geld gesammelt haben.
Beide Vereine danken den fleißigen Spendern.