Lesung mit Iris Ludwig

Am 25. Oktober 2023 fand im Rathaus Altenhain eine Buchlesung mit Iris Ludwig statt. Die Autorin gehörte früher dem Chemnitzer Autorenverein an und jetzt dem „Hobby-Autoren-Team“.

Sie schreibt Alltagsgeschichten und Gedichte – erlebte, erdachte oder gehörte. Für uns hatte sie mehrere Geschichten und Gedichte mit lustigem, aber auch ernstem und nachdenklichem Inhalt zur Lesung mitgebracht.

Eine selbst erlebte Geschichte mit dem Titel „Freundin“ hat mir besonders gefallen und ich möchte kurz den Inhalt nacherzählen.

Kennengelernt haben wir uns vor Jahren im Bus zur Arbeit. Sie fuhr in die Behindertenwerkstatt und ich in den VEB. Sie schaute mich an, zögerte kurz, bevor sie sich neben mich setzte. Sie begann ein lautes Gespräch, was mir gar nicht gefiel. Mir war es peinlich, weil wir ungewollt Aufmerksamkeit erregten. Meist nickte oder lächelte ich nur. So ging es an vielen darauffolgenden Tagen.

Ihr Name war Margit. Sie nannte mich ihre Freundin, aber war sie auch meine? Nein, meine Freundin war sie nicht. Und warum nicht – weil sie anders war?
Als die Wende kam und auch mein Arbeitsplatz weg war, haben wir uns aus den Augen verloren. An einem Sommertag war ich im Park und sah Margit auf der Bank sitzen. Sie freute sich überschwänglich und sagte: „Komm, setz dich zu mir, ich gebe dir etwas von meinem Schatz ab!“ Was wollte sie mir geben? Sie rückte ans Ende der Bank und sagte: „Setz dich in meinen Schatz!“ Ihr Schatz war der Sonnenfleck auf der Bank – das war ihr ganzer Schatz.

Noch oft lief ich zur Bank und traf eine glückliche Margit. Und immer teilte sie ihren Schatz mit mir.

An einem späteren Tag fand ich weder Margit noch ihre Bank. Randalierer hatten die Bank zertreten. Ich fragte den Mann, der die Papierkörbe ausleerte, nach Margit. Er erzählte mir, dass die „Behinderte“ jetzt in der „Geschlossenen“ sei, sie hätte vor der kaputten Bank gekniet und geschrien, man hätte ihren Schatz gestohlen. Die war nicht richtig im Kopf.

„Wie können Sie so etwas sagen!“, fuhr ich den Mann an. „Sie ist eine ganz liebe Seele! Ich habe mich gern mit ihr unterhalten. Sie war meine FREUNDIN!“
 
Zum Schluss noch eine lustige Anekdote.

Eine Familie war bei Freunden eingeladen. Auf der Heimfahrt sagte die Mutter zu ihren Kindern: „Wenn man hustet oder niest, hält man die Hand davor!“

Die Tochter kommt am nächsten Tag aus der Schule und sagt: „Mutti, ich musste heute pupsen, aber ich habe die Hand davor gehalten!“
 
Wir danken Frau Ludwig für den unterhaltsamen Nachmittag. Wir Zuhörer haben viel geschmunzelt und gelacht und auch der leckere Kuchen und Kaffee haben geschmeckt.

aus VS Aktuell 3/2023, erschienen im  VS Aktuell 1/2024   VS Aktuell 3/203   Aus dem Mitgliederleben  # WG031# Lesung