Anfangs noch zu Fuß zu den Patienten

Mit einem Tag der offenen Tür begehen die Sozialstationen der Volkssolidarität Chemnitz ihren 20. Jahrestag

„Am Anfang mussten wir viel improvisieren“, erinnert sich Marina Müller, Leiterin der Sozialstation Scheffelstraße und zugleich Fachgebietsleiterin Ambulante Pflege des Volkssolidarität Stadtverband Chemnitz e.V. Der Verein eröffnete 1991 drei Sozialstationen, die neben pflegerischen Leistungen auch Hauswirtschaftsdienste und die Versorgung mit Essen anboten. Das heutige „Essen auf Rädern“ hätte damals aber eher „Essen auf Füßen“ heißen müssen. „Von unseren Kunden bekamen wir Töpfe und Schüsseln, die wir zu den Essenstützpunkten trugen, dort auffüllen ließen und zurückbrachten“, erklärt Marina Müller, die zu dieser Zeit für die Koordination der Essensversorgung verantwortlich gewesen ist, „Heute wird das Essen in moderne Schalen hygienisch einwandfrei portioniert und in Thermobehältern mit Autos ausgefahren.“

Auch die Krankenschwestern der Sozialstation sind am Anfang im Kittel zu Fuß, mit dem Fahrrad und mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in der Stadt unterwegs gewesen, um pflegebedürftige Menschen zu versorgen. Die Ausstattung, die sie damals bei sich trugen, war ausreichend, aber bei Weitem nicht auf dem Stand, den die heute mit grünen „Vosi“-Jacken eingekleideten Mitarbeiter in ihren roten Taschen mit dem Signet der Volkssolidarität bei sich tragen. „Wir nahmen, was da war“, erzählt die Fachgebietsleiterin, „Ordentliche Arbeitsmittel mussten wir uns erst noch verdienen.“ Dazu gehörten die ersten Autos. In der Sozialstation Scheffelstraße ist dies beispielsweise ein gebrauchter grüner Mazda gewesen. Ein Zivildienstleistender musste damals noch die Schwestern, die so kurz nach der Wende noch keine Fahrerlaubnis hatten, zu den Betreuten fahren. „Auch ein Trabant war Bestandteil unseres kleinen Fuhrparks. Eines Tages stand die Polizei vor unserer Tür und teilte uns mit, dass dieser gestohlen sei und ausgebrannt im Stadtpark stände“, erinnert sich Marina Müller, „Heute haben wir modern ausgestattete Autos mit einer sicheren Zentralverriegelung.“

Seit 2004 wird in der Scheffelstraße eine Betreuung für an Demenz erkrankte Menschen angeboten.  „Was gemacht wird, können die Betreuten meist selbst bestimmen“, berichtet Sabine Mauersberger, Koordinatorin der Hauswirtschaftsdienste und der Tagesbetreuung der Sozialstation. „Wir führen mit ihnen beispielsweise Gedächtnistraining durch, treiben gemeinsam Sport, kochen zusammen oder trainieren das Gehen und Treppensteigen, um Unfällen vorzubeugen. Vieles dient zum Erhalt der Fertigkeiten unserer Betreuten. Bei gemeinsamen Ausflügen können die Betreuten zudem einmal etwas anderes erleben. Im Urlaub waren wir auch schon zusammen. Die Angehörigen profitieren dabei von ein paar Stunden Zeit, die sie für sich selbst haben und nicht für die oft schwere Betreuung opfern müssen.“ Mittlerweile gibt es bei allen Sozialstationen des Stadtverbandes eine Tagesbetreuung, und das nicht nur in Chemnitz, sondern auch beim 1998 eröffneten Pflegedienst in Mittweida.

Am 21. März ist der „Internationale Tag der Hauswirtschaft“. Die Sozialstationen in Chemnitz werden an diesem Tag in der Zeit von 10.00 bis 16.00 Uhr ihr Jubiläum mit einem Tag der offenen Tür begehen. Die Besucher können sich bei dieser Gelegenheit über die Leistungen, aber auch über die Geschichte der drei Einrichtungen informieren.

 Sozialstationen   Sozialstation Clausstraße   Sozialstation Scheffelstraße   Sozialstation Limbacher Straße   Betreuung für Demenzkranke   Häusliche Kranken- und Altenpflege   Hauswirtschaftsdienste